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Zwischen Autorschaft und Assistenz: Wie KI das wissenschaftliche Schreiben verändert

Rezension des Buchs „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ von Isabella Buck

Isabella Buck, Wissenschaftliches Schreiben mit KI

UVK Verlag, Tübingen. 1. Auflage 2025, 242 Seiten
ISBN 978-3-8252-6365-2
Reihe: Studieren, aber richtig

Wissenschaftliches Schreiben im digitalen Wandel

Die Verfügbarkeit generativer KI-Systeme verändert die Art, wie wissenschaftliche Texte entstehen. Längst nutzen Studierende generative KI bei der Strukturierung, Formulierung oder Ideenentwicklung wissenschaftlicher Arbeiten. Damit stellt sich die Frage, wie sich akademische Schreibkompetenz im Zusammenspiel mit maschineller Unterstützung weiterentwickeln kann, ohne die Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens zu unterlaufen. Der Bedarf an Orientierung wächst: Was ist erlaubt? Was ist sinnvoll? Und wie bleibt die wissenschaftliche Qualität gewahrt?

Das Buch „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ von Isabella Buck greift diese Fragen auf. Es richtet sich an Studierende und Promovierende, die bereits erste Erfahrungen mit wissenschaftlichem Schreiben gesammelt haben, und versteht sich als Lehr- und Arbeitsbuch. Ziel ist es nicht, das Denken auszulagern, sondern generative KI als Werkzeug bewusst, eigenverantwortlich und in einem iterativen Prozess in den Schreibprozess einzubinden – stets im Einklang mit den Standards guter wissenschaftlicher Praxis.

KI verstehen, Kompetenzen stärken

Die Linguistin und Hochschuldidaktikerin Buck bringt in ihr Werk nicht nur ihre langjährige Erfahrung als Leiterin des Competence & Career Centers der Hochschule RheinMain ein, sondern auch ihre aktive Rolle in einschlägigen Fachnetzwerken. Sie verfolgt ein klares didaktisches Ziel: Schreibende sollen lernen, die Potenziale generativer KI einzuordnen, gezielt zu nutzen und dabei zentrale Kompetenzen wie Urteilsvermögen, Quellenkritik und sprachliche Gestaltung weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt steht die Förderung einer reflektierten Schreibhaltung, eines ausgeprägten Prozessbewusstseins und eines kritischen Umgangs mit digitalen Hilfsmitteln.

Aufbau mit Weitblick

Das Buch besteht aus fünf didaktisch klar strukturierten Kapiteln. Jedes Kapitel enthält Lernziele, Praxisbeispiele sowie prägnante Zusammenfassungen der wichtigsten Erkenntnisse. Nach einer Einführung in die Funktionsweise generativer KI folgt ein Überblick über die Anforderungen und Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens. Ein abschließender Ausblick skizziert mögliche Entwicklungen für das wissenschaftliche Schreiben in einer zunehmend KI-gestützten akademischen Welt. Ergänzende Materialien und Hinweise auf digitale Tools sind über QR-Codes zugänglich, die regelmäßig aktualisiert werden.

KI als Assistenz im Schreibprozess

Zentrum und Herzstück des Buches ist Kapitel 4 „Wie ich mit KI wissenschaftlich schreibe“. Hier beschreibt Buck die sechs Phasen des wissenschaftlichen Schreibprozesses: Vorüberlegungen, Planung, Literaturarbeit, Datenerhebung und -aufbereitung, Rohfassung und Überarbeitung. Für jede Phase zeigt sie konkret auf, wie KI sinnvoll integriert werden kann, wo ihre Unterstützung produktiv ist und wo ihre Grenzen liegen.

Buck illustriert diese Phasen mit Beispielen aus der Praxis und fördert die Entwicklung individueller Strategien im Umgang mit KI. Im Mittelpunkt steht dabei das anschauliche Bild der schreibenden Person als „Führungskraft eines Assistenzsystems“. Dieses Bild zieht sich leitmotivisch durch das gesamte Buch und bringt die Grundhaltung der Autorin auf den Punkt: Die Kontrolle über Inhalt, Qualität und Argumentation bleibt bei den Schreibenden.

Stärken: Didaktik, Sprache, Haltung

Die Stärke des Buches liegt in seiner didaktischen Klarheit, der strategischen Offenheit und in der eingängigen Sprache. Es eignet sich gleichermaßen für die Selbstlektüre wie für den Einsatz in Lehrveranstaltungen, Schreibwerkstätten oder Beratungsformaten. Durch die Konzentration auf übergeordnete Prinzipien ist das Buch unabhängig von kurzfristigen Tool-Trends und lässt sich nachhaltig in unterschiedliche Fach- und Lernkontexte integrieren. Dass die Autorin selbst KI im Entstehungsprozess ihres Buchs genutzt hat, selbstredend unter voller redaktioneller Kontrolle, ist nicht nur bemerkenswert transparent, sondern erhöht auch die Glaubwürdigkeit ihrer methodischen Empfehlungen.

Fazit: Souverän schreiben mit KI

„Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ ist ein klug konzipiertes und sorgfältig ausgearbeitetes Lehr- und Arbeitsbuch für die akademische Gegenwart. Wer wissenschaftlich schreibt, ob im Studium, in der Promotion oder in der Lehre, und sich dabei reflektiert mit KI-Unterstützung auseinandersetzen möchte, findet mit dem Buch einen idealen Begleiter. Kurzum: Das Buch ist ein echter Meilenstein für alle, die sich ernsthaft mit wissenschaftlichem Arbeiten und Schreiben im KI-Zeitalter beschäftigen.

Autorin: Carolin Sutter

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